»Wird doch das Alte beständig verdrängt von dem Neuen: es muß ihm
Weichen und immer sich eins aus dem anderen wieder ergänzen.
Niemand kann in dem Schlund und des Tartarus Dunkel versinken;
Denn man bedarf ja des Stoffs zur Bildung der nächsten Geschlechter,
Die dir alle jedoch einst folgen werden am Ende:
Vor dir nicht minder wie nach dir verfallen sie alle dem Tode.
So wird unaufhörlich das eine entstehn aus dem andern,
Keinem gehört ja das Leben zum Eigentum, allen zur Nutzung.«
Quelle
Lukrez, Von der Natur. Übers. von Hermann Diels. Eingef. und erl. von Ernst Günther Schmidt., Deutscher Taschenbuch, 1991, München.
Schlagwort: Veränderung
»Der Lenz, der Sommer,
Der zeitigende Herbst, der zornge Winter,
Sie alle tauschen die gewohnte Tracht,
Und die erstaunte Welt erkennt nicht mehr
An ihrer Frucht und Art, wer jeder ist.
Und diese ganze Brut von Plagen kommt
Von unserm Streit, von unserm Zwiespalt her;
Wir sind davon die Stifter und Erzeuger.«
Quelle
Shakespeare • Ein Sommernachtstraum (1598)
»Selbst wo das Leben sich sturmgleich verändert, […] bewahrt sich im vermeintlichen Wandel aller Dinge weit mehr vom Alten, als irgendeiner weiß, und schließt sich mit dem Neuen zu neuer Geltung zusammen.«
Quelle
Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode (1960), S. 265f.