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Schlagwort: Tradition

»Es gibt eine allgemein menschliche seelische Veranlagung, die sich darin äußert, daß wir am Althergebrachten zäh festhalten und nur ungerne auf Neuerungen eingehen. Man hat diese Eigenschaft auch ›natürlichen Konservativismus‹ genannt.«

Quelle

Mannheim, K.: Das konservative Denken. Arch. Sozialswiss.u Sozialpol. 57 (1927), S. 72.

»Tradition, das ist die Behauptung, dass das Gesetz bereits seit uralte Zeiten bestanden habe, dass es pietätlos, ein Verbrechen an den Vorfahren sei, es in Zweifel zu ziehn.«

Quelle

FRIEDRICH Nietzsche • Der Antichrist (1969) S. 239f.

»Erstens, hätten nicht die neuen Generationen unaufhörlich gegen die ererbte Tradition revoltiert, würden wir noch heute in Höhlen leben; zweitens, würde die Revolte gegen die ererbte Tradition einmal universell, befänden wir uns wieder in den Höhlen. Eine Gesellschaft, in der die Tradition zum Kult wird, verurteilt sich zur Stagnation, eine Gesellschaft, die von der Revolte gegen die Tradition leben will, zur Vernichtung.«

Quelle

Kolakowski, L.: Vom Sinn der Tradition. Merkur 26 (1969) 1085–1092, hier S. 1085.

»Tradition gilt nicht aus der Evidenz ihrer guten Gründe, sondern aus der Evidenz der Unmöglichkeit, ohne sie auszukommen.«

Quelle

Lübbe, H.: Dezisionismus – eine kompromittierte politische Theorie, in: W. Oelmüller u.a. (Hg.): Diskurs Politik (1977) 283–296, zit. 289f.

»Selbst wo das Leben sich sturmgleich verändert, […] bewahrt sich im vermeintlichen Wandel aller Dinge weit mehr vom Alten, als irgendeiner weiß, und schließt sich mit dem Neuen zu neuer Geltung zusammen.«

Quelle

Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode (1960), S. 265f.

WAGNER
Tut nicht ein braver Mann genug,
Die Kunst, die man ihm übertrug,
Gewissenhaft und pünktlich auszuüben?
Wenn du, als Jüngling, deinen Vater ehrst,
So wirst du gern von ihm empfangen;
Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst,
So kann dein Sohn zu höh’rem Ziel gelangen.
FAUST
O glücklich! wer noch hoffen kann
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen.
Was man nicht weiß das eben brauchte man,
Und was man weiß kann man nicht brauchen.

Quelle
Johann Wolfgang von Goethe, Faust: Band I: Texte, Frankfurt am Main, Dt. Klassiker-Verlag, 2005. Szene ›Vor dem Tore‹

»Ein Mann sollte aber den Mut haben, Menschen zu bewundern, die sich hohe Ziele stellen, auch wenn sie scheitern.«

Seneca, Vom glücklichen Leben, in: Handbuch des glücklichen Lebens. Philosophische Schriften. Aus dem Lat. übers. und hrsg. von Heinz Berthold, Anaconda, Köln 2011, S. 153.

»Es scheint kaum eines Beweise zu bedrüfen, dass keine Religion das bleiben kann, was sie zu Lebzeiten ihres Gründers und ihrer ersten Apostel war. Und doch ist es nur zu leicht vergessen, dass ohne stete Reform, d. h. ohne stetes Zurückgehen auf ihren Urquell, jede Religion, selbst die vollkommenste, ja, die vollkommenste eben wegen ihrer Vollkommenheit, mehr noch als andere von der Berührung mit der Welt leidet, so wie die reinste Luft leidet, wenn sie nur geathmet wird.«

Friedrich Max Müller: Essays (1867/1869). Bd. 1: Betirgäge zur vergleichenden Religionswissenschaft. Vorrede. Leipzig: Wilhelm Engelmann, 1869, S. VIII-IX.

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