»Erst durch das Aufheben der natürlichen Unbändigkeit und durch das Wissen, daß ein Allgemeines, Anundfürsichseiendes das Wahre sei, erhält der Mensch eine Würde, und dann ist erst das Leben selbst auch etwas wert.«
Quelle
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: werke. Radeaktion von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Bd. 16: Vorlesungen über die Philosophie der Religion I. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1969, S. 301.
Schlagwort: Selbst
»Ich denke mir, sie hat ihm Dinge über ihn selbst zugeflüstert, die er nicht wußte, Dinge, von denen er keinen Begriff hatte, bis er mit der großen Einsamkeit zu Rate gegangen war – und dieses Flüstern hatte sich als unwiderstehlich und bezaubernd erwiesen. Es fand lauten Widerhall in ihm, weil er innerlich hohl war …«
Quelle
Joseqh Conrad • 1899 • Das Herz der Finsternis
»Es ist das eigne wunderbare Heraustreten aus sich selbst, das die Anschauung des eignen Ichs vom andern Standpunkte gestattet, welches dann als ein sich dem höheren Willen schmiegendes Mittel erscheint, dem Zweck zu dienen, den er sich als den höchsten, im Leben zu erringenden gesetzt.«
Quelle
E.T.A. Hoffmann • Die Elixiere des Teufels (1815)
»Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sey nicht sein Geschöpf; leiste deinen Zeitgenossen, aber was sie bedürfen, nicht was sie loben.«
Quelle
Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. Mit den Augustenburger Briefen hrsg. von Klaus L. Berghahn. [Neuner Brief]. Stuttgart: Reclam 2000, S. 33-37.
»Die Philosophie lehrt uns alles im Ich aufsuchen. Erst durch das Ich kommt Ordnung und Harmonie in die todte, formlose Masse. Allein vom Menschen aus verbreitet sich Regelmässigkeit rund um ihn herum bis an die Grenze seiner Beobachtung, – und wie er diese weiter vorrückt, wird Ordnung und Harmonie weiter vorgerückt.«
Quelle
Johann Gottlieb Fichte: Fichtes Werke. Hrsg. von Immanuel Hermann Fichte. Bd. 1: Zur theoretischen Philosophie 1. Berlin: de Gruyter 1971, S. 413.
»Ist es doch freilich Gesetz für die Menschennatur, daß sie nur dann unter dem übrigen hervorragt, wenn sie sich selbst erkennt, zugleich jedoch tiefer als die Tiere hinabsinkt, wenn sie aufhört, sich zu kennen; denn den übrigen Lebewesen ist, sich nicht zu kennen, Natur, beim Menschen wird es zum Vergehen!«
Quelle
Boethius: Trost der Philosophie. Übers. und hrsg. von Karl Büchner. Mit einer Einf. von Friedrich Klingner. Stuttgart: Reclam 1971, S. 72-76.
»Der Gebrauch der Geistesgaben, womit der Mensch ausschließend ausgestattet worden ist, bleibt ihm allein anheimgestellt; weise und tugendhaft zu werden, ist eines jeden eigenes Werk, eines jeden eigene Pflicht. Auf sich selbst zu wirken, ist der Zweck des so reichbegabten Wesens, nicht in träger Ruhe die Pfunde zu vergraben, wovon es die Zinsen seinem Urheber und Gläubiger darbringen sollte.«
Quelle
Georg Forster: Über die Beziehung der Staatskunst auf das Glück der Menschheit und andere Schriften. Hrsg. von Wolfgang Rödel. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1966, S. 168f.
»In der schamhaften Stille deines Gemüths erziehe die siegende Wahrheit, stelle sie aus dir heraus in der Schönheit, daß nicht bloß der Gedanke ihr huldige, sondern auch der Sinn ihre Erscheinung liebend ergreife.«
Quelle
Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. Mit den Augustenburger Briefen hrsg. von Klaus L. Berghahn. [Neuner Brief]. Stuttgart: Reclam 2000, S. 33-37.
»Das Wissen um das Subjektsein des Menschen (und des Menschen allein) ist der einzige in unserem Wissen liegende Grund für die Anerkennung der einzigartigen Würde des Menschen.«
Quelle
Hans Wagner: Die Würde des Menschen. Wesen und Normfunktion. Würzburg: Königshausen und Neumann 1992, vmtl. S. 318. – © 1992 Königshausen & Neumann, Würzburg.
»Denn Selbstdarstellung ist jener Vorgang, der den Menschen in Kommunikation mit anderen zur Person werden läßt und ihn damit in seiner Menschlichkeit konstituiert. Ohne Erfolg in der Selbstdarstellung, ohne Würde, kann er seine Persönlichkeit nicht benutzen. Ist er zu einer ausreichenden Selbstdarstellung nicht in der Lage, scheidet er als Kommunikationspartner aus […]. Der Mensch soll sich vor jedermann sehen lassen können!«
Quelle
Niklas Luhmann: Grundrechte als Institution. Ein Beitrag zur politischen Soziologie. Berlin: Duncker und Humblot 1999, zw. S. 60 & S. 80 – © 1999 Ducker & Humblot GmbH, Berlin.
»Der Mensch ist nicht nur ein auf Selbsterhaltung bedachtes Lebewesen. Ihm ist auch ein feines Gefühl der Selbstachtung eingegeben, dessen Verletzung ihn nicht weniger trifft als ein Schaden an Körper oder Vermögen.«
Quelle
Samuel von Pufendorf: Über die Pflichten des Menschen und des Bürgers nach dem Gesetz der Natur. Hrsg. und übers. von Klaus Luig. Frankfurt am Main: Insel, 1994, S. 78. – © Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig. Alle Rechte vorbehalten durch Insel Verlag Berlin.
»Der Mensch muss daher Etwas aufsuchen, dem er, als einem letzten Ziele, alles unterordnen, und nach dem er, als nach einem absoluten Maassstab, alles beurtheilen kann. Dies kann er nicht anders, als in sich selbst finden, da in dem Inbegriff aller Wesen sich nur auf ihn allein alles bezieht.«
Quelle
Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Andreas Flitner und Klaus Giel. Bd. 1: Schriften zur Anthropologie und Geschichte. Stuttgart: Cotta 1960, S. 506-515.
»Jeder Weg hinauf, alle Kreativität, jeder Einsatz, aber wohl auch alles Obensein, alles Glück setzt diese Selbstzentriertheit voraus und impliziert das Risiko der Verzweiflung. Die Gelassenheit, das Sichloslassen ist nicht mehr Realitätssinn, denn in dieser Haltung stemmen wir uns nicht mehr nach außen und haben das Universum nicht mehr uns gegenüber, sondern treten in dieses zurück.«
Ernst Tugendhat, Gedanken über den Tod,
In: E. T., Philosophie in synthetischer Absicht. Synthesis in Mind,
Mercelo Stamm (Hrsg.), Stuttgart, Klett-Cotta, 1998.
»Denn ein Selbst ist das, was in der Welt am wenigsten gefragt ist, und das ist etwas, was am allergefährlichsten ist, sich anmerken zu lassen, daß man eines hat. Die größte Gefahr, sich selbst zu verlieren, kann in der Welt so still vonstatten gehen, als wäre es nichts.«
Sören Kierkegaard, Die Krankheit zum Tode [1849],
ISBN-10: 3423133848, dtv, 2005, S. 54.
Hörempfehlung zum Thema ›Authentizität und Aufrichtigkeit‹ im WDDD-Podcast (›Was denkst du denn?‹ von Nora Hespers und Rita Molzberger) vom 10.4.2020.
Hier geht’s zum Podcast.
Beschreibung »Es gibt zwei Formen von Authentizität, sagt Rita Molzberger. Erstens da, wo uns jemand sein ganzes Leben vor die Füße kotzt und jeden Augenblick des eigenen Lebens mit uns teilt und zweitens, Authentizität zum Zweck der Ökonomisierung des Subjekts. Und tatsächlich begegnet uns der Begriff Authentizität gar nicht so selten in medialen Zusammenhängen. Oder da, wo uns etwas verkauft werden soll. Aber was meinen wir eigentlich wirklich, wenn wir authentisch sagen? Benutzen wir den Begriff überhaupt richtig? Und wo grenzt sich Authentizität zum Beispiel zu Begriffen ab wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Wollen wir eigentlich, dass Menschen immer authentisch sind? Also auch, wenn es um ihre schlechten und nicht so liebenswerten Eigenschaften geht? Und wie reagieren wir, wenn sich ein Mensch verändert und wandelt. Sagen wir vom Fitness-Junkie zur Nachhaltigkeitsaktivistin. Passen Authentizität und Wandel überhaupt zusammen?« (Quelle: wasdenkstdudenn.de)