»Wird doch das Alte beständig verdrängt von dem Neuen: es muß ihm
Weichen und immer sich eins aus dem anderen wieder ergänzen.
Niemand kann in dem Schlund und des Tartarus Dunkel versinken;
Denn man bedarf ja des Stoffs zur Bildung der nächsten Geschlechter,
Die dir alle jedoch einst folgen werden am Ende:
Vor dir nicht minder wie nach dir verfallen sie alle dem Tode.
So wird unaufhörlich das eine entstehn aus dem andern,
Keinem gehört ja das Leben zum Eigentum, allen zur Nutzung.«
Quelle
Lukrez, Von der Natur. Übers. von Hermann Diels. Eingef. und erl. von Ernst Günther Schmidt., Deutscher Taschenbuch, 1991, München.
Schlagwort: Leben
»Religion ist, was immer sie noch sein mag, die Gesamtreaktion eines Menschen auf das Leben. Warum sollte man daher nicht sagen, daß jede Gesamtreaktion auf das Leben eine Religion ist?«
Quelle
WILLIAM JAMES • Die Vielfalt der religiösen Erfahrung (1902), Suhrkamp, 1997, Frankfurt am Main.
»Lebensgier relativiert die existentielle Angst, vernichtet Existenz und bringt die ratlose Angst vor dem Tod hervor.«
Quelle
Karl Jaspers, Philosophie. Zweiter Band: Existenzerhellung, Berlin, Julius Springer, 1932, S. 220-229.
»Das will ich meinen, daß eine Unwahrheit von kraftsteigernder Beschaffenheit es aufnimmt mit jeder unersprießlichen tugendhaften Wahrheit. Und ich will’s meinen, daß schöpferische, Genie spendende Krankheit, Krankheit, die hoch zu Roß die Hindernisse nimmt, in kühnem Rausch von Fels zu Felsen sprengt, tausendmal dem Leben lieber ist als die zu Fuße latschende Gesundheit.«
Quelle
Mann, Thomas 2013 [1947]: Doktor Faustus. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, S. 326.
»Der Tod ist letzten Endes unvermeidlich, aber das menschliche Geschlecht könnte sich nicht erhalten, wenn uns die Natur nicht einen Widerwillen gegen ihn eingepflanzt hätte.«
Quelle
David Hume, Über die Unsterblichkeit der Seele, Die Naturgeschichte der Religion. Über Aberglaube und Schwärmerei. Über die Unsterblichkeit der Seele. Über Selbstmord, Lothar Kreimendahl (Hrsg.), Hamburg, Felix Meiner Verlag, 2000, S. 79-87.
»Je gebundener jeder Schritt des Lebens – objektiv, und subjektiv im Lebensgefühl und seinen Modi – durch die schon vollzogenen Schritte wird, je differenzierter, aber auch je starrer und unplastischer die Organisation bis zu den mannigfachen Erscheinungen der Verkalkung der Blutgefäße wird z.B. beim Menschen, desto mehr löst sich die geistige Person aus der Umklammerung der Lebenstriebe.«
Quelle
Max Scheler, Tod und Fortleben, in: Schriften aus dem Nachlass, Bd. I: Zur Ethik und Erkenntnislehre, 1957, Bonn, S. 36-49.
»In der Vergangenheit hat kein Mensch gelebt, und in der Zukunft wird nie einer leben: sondern die Gegenwart allein ist die Form allen Lebens; ist aber auch sein sichrer Besitz, der ihm nie entrissen werden kann. Dem Willen ist das Leben, dem Leben die Gegenwart gewiß.«
Quelle
Arthur Schopenhauer, Metaphysik der Sitten. Philosophische Vorlesungen. Teil IV, Volker Spierling (Hrsg.), Piper, 1988 München/Zürich, S. 60-74.
»Als Schauspiel für andere kann ein Leben den Charaker eines vollendeten haben, als wirkliches hat es ihn nicht. Im Leben bleibt Spannung und Ziel, Inadäquatheit und Unvollendung.«
Karl Jaspers, Philosophie. Zweiter Band: Existenzerhellung, Berlin, Julius Springer, 1932.
»Die Erde wälzt sich vom Tage in die Nacht; das Individuum stirbt: aber die Sonne selbst brennt ohne Unterlaß ewigen Mittag; dem Willen zum Leben ist das Leben gewiß; die Form des Lebens ist Gegenwart ohne Ende; gleichviel wie Individuen, Erscheinungen der Idee, in der Zeit entstehn und vergehn, flüchtigen Träumen zu vergleichen.«
Arthur Schopenhauer, Metaphysik der Sitten. Philosophische Vorlesungen. Teil IV, Volker Spierling (Hrsg.), Piper, 1988 München/Zürich.