»Der Gott des Theismus muß das Lachen im Ernste fürchten: denn er will sich in beständiger Ferne von der Welt behaupten, gibt die Durchdringung des Endlichen und Unendlichen nicht zu, und da beide Momente hiermit für diese Weltanschauung nicht ineinander sind, so erhält sich auch das Unendliche nicht in der Kollision mit dem Endlichen der Erscheinungswelt.«
Quelle
Friedrich Theodor Vischer: Über das Erhabene und Komische – und andere Texte zur Ästhetik. Einl. von Willi Oelmüller. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1967, S. 160-183.
Schlagwort: Lachen
»Wegen des Mangels an Vernunft, also an Allgemeinbegriffen, ist das Thier, wie der Sprache, so auch des Lachens unfähig.«
Quelle
Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. Bd. 2. Stuttgart: Reclam 1987, zwischen S. 124 o. 136.
»Denn, wenn man annimmt, daß mit allen unsern Gedanken zugleich irgendeine Bewegung in den Organen des Körpers harmonisch verbunden sei: so wird man so ziemlich begreifen, wie jener plötzlichen Versetzung des Gemüts bald in einen bald in den andern Standpunkt, um seinen Gegenstand zu betrachten, eine wechselseitige Anspannung und Loslassung der elastischen Teile unserer Eingeweide, die sich dem Zwerchfell mitteilt, korrespondieren könne (gleich derjenigen, welche kitzlige Leute fühlen): wobei die Lunge die Luft mit schnell einander folgenden Absätzen ausstößt, und so eine der Gesundheit zuträgliche Bewegung bewirkt, welche allein und nicht das was im Gemüte vorgeht, die eigentliche Ursache des Vergnügens an einem Gedanken ist, der im Grunde nichts vorstellt.«
Quelle
Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Hrsg. von Gerhard Lehmann. Stuttgart: Reclam 1963, S. 278f.
»Man beachte, daß das Lachen eine der häufigsten und zahlreichsten Äußerungen des Wahnsinns ist.«
Quelle
Charles Baudelaire: Vom Wesen des Lachens. In: Ch. B.: Sämtliche Werke und Briefe in acht Bänden. Bd. 1. Hrsg. von Friedhelm Kemp [u.a.]. Übers. von Guido Meister [u.a.]. München: Heimeran 1977. Zw. S. 286 & 301. © Carl Hanser Verlag, München/Wien.
»Mit einem Wort, wenn man um Vorkommnisse und Lagen, die das Leben des einzelnen oder der Gemeinschaft bedrohen und die sich selbst durch ihre natürlichen Folgen bestrafen, einen Kreis zieht, so bleibt außerhalb dieses Gebietes der Leidenschaft und des Kampfes, in einer neutralen Zone, wo der Mensch dem Menschen einfach ein Schauspiel ist, eine gewisse Trägheit des Körpers, des Geistes und des Charakters, die die Gesellschaft auch noch beseitigen möchte, um die größtmögliche Elastizität und Vergesellschaftung ihrer Glieder zu erzielen. Diese Trägheit ist das Komische, und das Lachen ist ihre Strafe.«
Quelle
Henri Bergson: Das Lachen. [Le rire, 1900.] Deutsch von Julius Frankenberger und Walter Fränzel. Jena: Diederichs 1921, S. 18. – © 2005 Heinrich Hugendubel Verlag, München.
»Es muß in allem, was lebhaftes, erschütterndes Lachen erregen soll, etwas Widersinniges sein (woran also der Verstand an sich kein Wohlgefallen finden kann). Das Lachen ist ein Affekt aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten Erwartung in nichts. Ebendiese Verwandlung, die für den Verstand gewiß nicht erfreulich ist, erfreuet doch indirekt auf einen Augenblick sehr lebhaft.«
Quelle
Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Hrsg. von Gerhard Lehmann. Stuttgart: Reclam 1963, S. 276-278.
»Der Ernste ist überzeugt, daß er die Dinge denkt wie sie sind, und daß sie sind wie er sie denkt. Eben deshalb ist der Uebergang vom tiefen Ernst zum Lachen so besonders leicht und durch Kleinigkeiten zu bewerkstelligen; weil jene vom Ernst angenommene Uebereinstimmung, je vollkommener sie schien, desto leichter selbst durch eine geringe, unerwartet zu Tage kommende Inkongruenz aufgehoben wird. Daher je mehr ein Mensch des ganzen Ernstes fähig ist, desto herzlicher kann er lachen.«
Quelle
Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. Bd. 2. Stuttgart: Reclam 1987, zwischen S. 124 & 136.
»Am meisten lachen die Menschen, deren Selbstgefühl sich weniger auf eigene Leistungen als vielmehr auf Wahrnehmung fremder Fehler gründet.«
Quelle
Hobbes, Thomas: Vom Menschen. Vom Bürger. Eingeleitet und hrsg. von Günter Gawlick. Hamburg: Meiner 1959, S. 33.
»Das Lachen bedarf offenbar des Echos. […] Der Kreis, in dem es herumgeht, kann groß oder klein sein; immer ist er geschlossen. Unser Lachen ist stets das Lachen einer Gruppe.«
Quelle
Henri Bergson: Das Lachen. [Le rire, 1900.] Deutsch von Julius Frankenberger und Walter Fränzel. Jena: Diederichs 1921, S. 5ff. – © 2005 Heinrich Hugendubel Verlag, München.
»Ich sagte, das Lachen sei ein Anzeichen von Schwäche; und wahrhaftig, wo fände man wohl ein offenkundigeres Symptom für unsere Hinfälligkeit als in dieser nervösen Zuckung, diesem dem Niesen vergleichbaren unwillkürlichen Krampf, den das Unglück unseres Mitmenschen auslöst?«
Quelle
Charles Baudelaire: Vom Wesen des Lachens. In: Ch. B.: Sämtliche Werke und Briefe in acht Bänden. Bd. 1. Hrsg. von Friedhelm Kemp [u.a.]. Übers. von Guido Meister [u.a.]. München: Heimeran 1977. Zw. S. 286 & 301. © Carl Hanser Verlag, München/Wien.
»Manche haben den Menschen definiert als ein Tier, welches lacht. Sie hätten ihn aber auch ein Tier nennen können, das lachen macht, denn wenn das ein anderes lebendes Wesen oder ein toter Gegenstand tut, so geschieht das nur auf Grund irgendeiner Ähnlichkeit mit dem Menschen, auf Grund irgendeines Zuges an ihm, der vom Menschen herrührt oder auf Grund des Gebrauchs, den der Mensch von ihm macht.«
Quelle
Henri Bergson: Das Lachen. [Le rire, 1900.] Deutsch von Julius Frankenberger und Walter Fränzel. Jena: Diederichs 1921, S. 5ff. – © 2005 Heinrich Hugendubel Verlag, München.
»Lachen und Weinen können in dem Paradies der Wonnen nicht zum Vorschein kommen. Beide sind Kinder der Mühsal […].«
Quelle
Charles Baudelaire: Vom Wesen des Lachens. In: Ch. B.: Sämtliche Werke und Briefe in acht Bänden. Bd. 1. Hrsg. von Friedhelm Kemp [u.a.]. Übers. von Guido Meister [u.a.]. München: Heimeran 1977. Zw. S. 286 & 301. © Carl Hanser Verlag, München/Wien.
»In der Tragödie zerstören die Individuen sich durch die Einseitigkeit ihres gediegenen Wollens und Charakters, oder sie müssen resignierend das in sich aufnehmen, dem sie in substantieller Weise selbst sich entgegensetzten; in der Komödie kommt uns in dem Gelächter der alles durch sich und in sich auflösenden Individuen der Sieg ihrer dennoch sicher in sich dastehenden Subjektivität zur Anschauung.«
Quelle
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik. Dritter Teil. Die Poesie. Hrsg. von Rüdiger Bubner. Stuttgart: Reclam 1971, S. 312.
»Musik und Stoff zum Lachen sind zweierlei Arten des Spiels mit ästhetischen Ideen, oder auch Verstandesvorstellungen, wodurch am Ende nichts gedacht wird, und die bloß durch ihren Wechsel und dennoch lebhaft vergnügen können […].«
Quelle
Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. Hrsg. von Gerhard Lehmann. Stuttgart: Reclam 1963, S. 275.
»Bei plötzlicher Freude über ein Wort, eine Tat, einen Gedanken, die das eigene Ansehen erhöhen, das fremde mindern, werden außerdem häufig die Lebensgeister empor getrieben, und dies ist die Empfindung des Lachens.«
Quelle
Hobbes, Thomas: Vom Menschen. Vom Bürger. Eingeleitet und hrsg. von Günter Gawlick. Hamburg: Meiner 1959, S. 33.
»Doch in die anderen Götter fuhr nun bedrückender, schwerer Streit, und es wehte der Wind in ihnen in zwiefacher Richtung. Und sie stießen zusammen mit großem Getöse, die breite Erde krachte, es tönte der große Himmel. Und sitzend Auf dem Olympos, vernahm es Zeus; es lachte vor Freude Ihm das Herz, als er sah, wie die Götter sich trafen im Streite.«
Quelle
Homer: Ilias: Übers., Nachwort und Register von Roland Hampe. Stuttgart: Reclam 1979, S. 440. [Ilias, 21. Gesang, V.385-390.]