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Schlagwort: Jugend

»Man wird mich schwer davon überzeugen, daß die Geschichte des verlorenen Sohnes nicht die Legende dessen ist, der nicht geliebt werden wollte. Da er ein Kind war, liebten ihn alle im Hause. Er wuchs heran, er wußte es nicht anders und gewöhnte sich an ihre Herzweiche, da er ein Kind war. Aber als Knabe wollte er seine Gewohnheiten ablegen. Er hätte es nicht sagen können, aber wenn er draußen herumstrich den ganzen Tag und nicht einmal mehr die Hunde mithaben wollte, so wars, weil auch sie ihn liebten; weil in ihren Blicken Beobachtung war und Teilnahme, Erwartung und Besorgtheit; weil man auch vor ihnen nichts tun konnte, ohne zu freuen oder zu kränken.«

Quelle

Rilke • Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge [1910]

»Die Jugend hat die Illusion der Hoffnung, das Alter die der Erinnerung.«

Quelle

Kierkegaard, Søren 2005: Die Krankheit zum Tode. München: Deutscher Taschenbuch, S. 88.

»Ziemlich in Ruhe gelassen, machte ich frühzeitig eine Reihe von Entwicklungen durch, die ich erst viel später in einer Zeit der Verzweiflung auf Gott bezog, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß er sich bildete und zersprang, fast in demselben Augenblick. Es ist klar, daß ich ganz von vorn anfangen mußte hernach.«

Quelle

Rilke • 1910 • Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

»Jede neue Lebensstufe ist der Tod der früheren. Wo ist die Seele meiner Kindheit, meiner Jugend? Bei Gott im Himmel oder auf einem Stern? Nein, sie ist so wenig mehr, als ich selbst eins nach meinem Tode noch sein werde. Der Tod ist nicht mehr negativ, vernichtend gegen mich, als ich als Mann vernichtend bin gegen mich als Kind und Jüngling.«

Quelle

Ludwig Feuerbach, Die Unsterblichkeitsfrage vom Standpunkt der Anthropologie, in: Kleinere Schriften III (1846-1850), Werner Schuffenhauer (Hrsg.), Akademie, 1971, Berlin, S. 210-224.

»Tradition, das ist die Behauptung, dass das Gesetz bereits seit uralte Zeiten bestanden habe, dass es pietätlos, ein Verbrechen an den Vorfahren sei, es in Zweifel zu ziehn.«

Quelle

FRIEDRICH Nietzsche • Der Antichrist (1969) S. 239f.

»Gleichwohl verneint der Jüngling das Kind, der Mann den Jüngling; es ist ihm nichts mehr, was ihm einst alles war.«

Quelle

Ludwig Feuerbach, Die Unsterblichkeitsfrage vom Standpunkt der Anthropologie, in: Kleinere Schriften III (1846-1850), Werner Schuffenhauer (Hrsg.), Akademie, 1971, Berlin, S. 210-224.

»Erstens, hätten nicht die neuen Generationen unaufhörlich gegen die ererbte Tradition revoltiert, würden wir noch heute in Höhlen leben; zweitens, würde die Revolte gegen die ererbte Tradition einmal universell, befänden wir uns wieder in den Höhlen. Eine Gesellschaft, in der die Tradition zum Kult wird, verurteilt sich zur Stagnation, eine Gesellschaft, die von der Revolte gegen die Tradition leben will, zur Vernichtung.«

Quelle

Kolakowski, L.: Vom Sinn der Tradition. Merkur 26 (1969) 1085–1092, hier S. 1085.

»Aber im Manne ist mehr Kind als im Jünglinge, und weniger Schwermuth: besser versteht er sich auf Tod und Leben.«

Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke, Teil 4, Also sprach Zarathustra, Deutscher Taschenbuch, 1999, Giorgio Colli / Mazzino Montinari (Hrsg.), München/Berlin/New York.

Gibt es im Alter so etwas wie Freundschaft? Warum hat sie scheinbar nichts mit dem gemein, was unter ›Jungen‹ als Freundschaft gilt?

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