»Der ewige Geist schuf einen Riesen, der jenes blinde Tier, das in uns wütet, zu bändigen und in Fesseln zu schlagen vermag. Bewußtsein heißt dieser Riese, aus dessen Kampf mit dem Tier sich die Spontaneität erzeugt.«
Quelle
E.T.A. Hoffmann • Die Elixiere des Teufels [1815]
Schlagwort: Geist
»Die Verzweiflung des Teufels ist die intensivste Verzweiflung, denn der Teufel ist reiner Geist und somit absolutes Bewußtsein und Durchsichtigkeit; im Teufel gibt es keine Dunkelheit, die als mildernde Entschuldigung dienen könnte, seine Verzweiflung ist daher der absolute Trotz.«
Quelle
Kierkegaard, Søren 2005: Die Krankheit zum Tode. München: Deutscher Taschenbuch, S. 66.
»Ich bejahe, ich ehre und liebe den Körper, wie ich die Form, die Schönheit, die Freiheit, die Heiterkeit und den Genuß bejahe, ehre und liebe, – wie ich die ›Welt‹, die Interessen des Lebens vertrete gegen sentimentale Weltflucht, – den Classicismo gegen die Romantik. Ich denke, meine Stellungnahme ist eindeutig. Eine Macht, ein Prinzip aber gibt es, dem meine höchste Bejahung, meine höchste und letzte Ehrerbietung und Liebe gilt, und diese Macht, dieses Prinzip ist der Geist.«
Quelle
Thomas Mann • Der Zauberberg, Frankfurt am Main, S. Fischer, 1952, vmtl. S. 344-347 © 1924 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main • (Settembrini)
»Wie wir der Natur der Abstraktion, des Geistes gemäß alles abbrevieren, verkürzen, verallgemeinern, das Wirkliche mit Weglassung seiner unendlichen Einzelheiten und Verschiedenheiten in ein Bild, eine Vorstellung, einen Begriff zusammenfassen, so fassen wir auch in der Vorstellung das unendliche, reiche, langwierige und oft sehr langweilige Leben in ein verschwindendes Nu zusammen und ergänzen daher diese eingebildete Kürze durch eine ebenso eingebildete Dauer.«
Quelle
Ludwig Feuerbach, Die Unsterblichkeitsfrage vom Standpunkt der Anthropologie, in: Kleinere Schriften III (1846-1850), Werner Schuffenhauer (Hrsg.), Akademie, 1971, Berlin, S. 210-224.
»Was krank ist, und was gesund, mein Junge, darüber soll man dem Pfahlbürger lieber das letzte Wort nicht lassen. Ob der sich so recht aufs Leben versteht, bleibt eine Frage. Was auf dem Todes-, dem Krankheitswege entstanden, danach hat das Leben schon manches Mal mit Freuden gegriffen und sich davon weiter und höher führen lassen.«
Quelle
Thomas Mann • 2013 • Doktor Faustus (1947) • Fischer Verlag, S. 316f.
»Der Mut der Wahrheit, der Glaube an die Macht des Geistes ist die erste Bedingung der Philosophie. Der Mensch, da er Geist ist, darf und soll sich selbst des Höchsten würdig achten; von der Größe und Macht seines Geistes kann er nicht groß genug denken.«
Quelle
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke. Radeaktion von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Bd. 18: Vorlesungen über die Philosophie der Philosophie I. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971, S. 13f.
»Man könnte also den Menschen, sofern er als geistiges Subjekt außer der Natur steht und in dieser seiner sentimentalischen Abgetrenntheit, dieser seiner Zweiheit von Natur und Geist seine Würde und sein Elend findet, schlechthin das romantische Wesen nennen. Die Natur ist glücklich – oder sie scheint ihm doch so; denn er selbst, in tragische Antinomien verstrickt, ist ein romantisch leidendes Geschöpf.«
Quelle
Thomas Mann, Goethe und Tolstoi, in: Thomas Mann, Leiden und Größe der Meister, Frankfurt am Main: S. Fischer, 1982, S. 53. – © 1982 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.
»Es ist mit dem Körper nicht anders. Man muß ihn ehren und verteidigen, wenn es sich um seine Emanzipation und Schönheit handelt, um die Freiheit der Sinne, um Glück, um Lust. Man muß ihn verachten, sofern er als Prinzip der Schwere und der Trägheit sich der Bewegung zum Lichte entgegensetzt, ihn verabscheuen, sofern er gar das Prinzip der Krankheit und des Todes vertritt, sofern sein spezifischer Geist der Geist der Verkehrtheit ist, der Geist der Verwesung, der Wollust und der Schande …«
Quelle
Thomas Mann, Der Zauberberg, Frankfurt am Main, S. Fischer, 1952, S. 406 © 1924 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. [Settembrini]
»Geist nämlich ist Stolz, ist emanzipatorische Widersetzlichkeit (dies Wort im rein logischen, wie auch im streitbaren Sinn genommen) gegen die Natur, ist Abgelöstheit, Entfernung, Entfremdung von ihr; Geist ist das, was den Menschen, dies von der Natur in hohem Grad gelöste, in hohem Maße sich ihr entgegengesetzt fühlende Wesen, vor allem übrigen organischen Leben auszeichnet, und die Frage, die aristokratische Frage ist, ob er nicht in desto höherem Grade Mensch sei, je gelöster von der Natur, das heißt, je kränker er sei. Denn was wäre Krankheit, wenn nicht Abgetrenntheit von der Natur?«
Quelle
Thomas Mann, Goethe und Tolstoi, in: Thomas Mann, Leiden und Größe der Meister, Frankfurt am Main: S. Fischer, 1982, S. 50-53. – © 1982 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.
»Und was der Welt verborgen, das sagte mir der Geist, der mächtig und mächtiger wird in mir und mich emporhebt über den brausenden Wellen des Lebens, daß ich hinabzuschauen vermag in die Tiefe, ohne daß dieser Blick mich hinabzieht zum Tode.«
Quelle
E.T.A. Hoffmann – Die Elixiere des Teufels [1815]
»Wie sehr ich es verabscheue, irgendein verdächtiges Mondscheingespinst und -gespenst, das man ›die Seele‹ nennt, gegen den Leib ausgespielt zu sehen, – innerhalb der Antithese von Körper und Geist bedeutet der Körper das böse, das teuflische Prinzip, denn der Körper ist Natur, und die Natur – innerhalb ihres Gegensatzes zum Geiste, zur Vernunft, ich wiederhole das! – ist böse, – mystisch und böse.«
Quelle
Thomas Mann, Der Zauberberg, Frankfurt am Main, S. Fischer, 1952, vmtl. S. 344-347 © 1924 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. (Settembrini)
»Im Geist also, in der Krankheit beruht die Würde des Menschen, und der Genius der Krankheit ist menschlicher als der der Gesundheit.«
Quelle
Thomas Mann, Goethe und Tolstoi, in: Thomas Mann, Leiden und Größe der Meister, Frankfurt am Main: S. Fischer, 1982, S. 50-51. – © 1982 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.