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Schlagwort: Entfremdung

»Man machte den Menschen ärmer, als ihn die Natur geschaffen hatte; man raubte ihm seine Empfänglichkeit, man suchte ihn fühllos, unempfindlich, gleichgültig zu machen, die Summe seiner Bedürfnisse zu verkleinern und die Heftigkeit seiner Triebe abzustumpfen.«

Quelle

Georg Forster: Über die Beziehung der Staatskunst auf das Glück der Menschheit und andere Schriften. Hrsg. von Wolfgang Rödel. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1966, S. 169.

»Man könnte also den Menschen, sofern er als geistiges Subjekt außer der Natur steht und in dieser seiner sentimentalischen Abgetrenntheit, dieser seiner Zweiheit von Natur und Geist seine Würde und sein Elend findet, schlechthin das romantische Wesen nennen. Die Natur ist glücklich – oder sie scheint ihm doch so; denn er selbst, in tragische Antinomien verstrickt, ist ein romantisch leidendes Geschöpf.«

Quelle

Thomas Mann, Goethe und Tolstoi, in: Thomas Mann, Leiden und Größe der Meister, Frankfurt am Main: S. Fischer, 1982, S. 53. – © 1982 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.

»Wäre die Idee des Selbst von allem abgetrennt, nichts würde einen berühren: man wäre völlig gelähmt und unempfindsam: Oder, wenn man sich doch irgendwann einmal irgendeiner Art von Bewegung hingeben würde, es wäre einzig motiviert durch Eitelkeit und Verlangen nach Ruhm und Ansehen.«

Quelle

David Hume: Of the Dignitiy or Meanness of Human Nature. In: D. H.: Essays: Moral, Political and Literary. Hrsg. von Eugen F. Miller. Indianapolis 1986, S. 80-86. – Übers. von Kathleen Abel und Franz Josef Wetz.

»Wo bleibt denn eure Würde, wodurch zeiget sich euer Adel, Menschen die ihr das Nachdenken, und die ihm so günstige, oft so unentbehrliche Stille und Einsamkeit scheuet; die ihr in einer immerwährenden, den Geist betäubenden, geräuschvollen Zerstreuung lebet; so sollten zu einem klaren innigen Bewußtsein euer selbst und eures Zustandes gelanget; eure Besonnenheit und eure Überlegungskraft so selten anwendet, und immer weit mehr außer euch, als in euch, weit mehr in der Meinung und dem Urtheile anderer, als in dem mit Selbstgefühl verbundenen Gebrauche eurer innern Kräfte existiret und lebet?«

Quelle

Georg Joachim Zollikofer (1730-1788): Predigten über die Würde des Menschen, und den Werth der vornehmsten Dinge, die zur menschlichen Glückseligkeit gehören, oder dazu gerechnet werden. Bd. 1. Reutlingen: Grözinger, 1790, 2. Predigt.

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