»Unsere Religion sei auch nicht kein Kult der Dämonen, denn aller Aberglaube ist eine schlimme Strafe und gefährlichste Schmach der Menschen, aber Ehre und Triumph jener Bösewichter.«
Augustinus: De vera religione / Über die wahre Religion. Lat./Dt. Übersetzung und Anmerkung von Wiilhelm Thimme. Nachwort von Kurt Flasch. Stuttgar: Reclam, 1983 (n. 297).
Monat: Januar 2022
»Falls uns die Götter jedoch weder helfen können noch wollen, falls sie sich überhaupt nicht um uns kümmern, unser Tun und Treiben nicht beachten und es nichts gibt, was von ihnen bis zum Leben der Menschen dringen kann, warum sollten wir dann für die unsterblichen Götter irgendwelche Kulte einrichten, ihnen Ehre erweisen und Gebete an sie richten?«
Cicero, De natura deorum / Über das Wesen der Götter. Lat./Dt. Übersetzt und hrsg. von U. Blank-Sangmeister. Stuttgart: Reclam, 2003, S. 8.
»Überall sollten wir fühlen, dass der Ort, auf dem wir stehn, heiliges Land ist.«
Friedrich Max Müller: Essays (1867/1869). Bd. 1: Betirgäge zur vergleichenden Religionswissenschaft. Vorrede. Leipzig: Wilhelm Engelmann, 1869, S. XXVII.
»Es scheint kaum eines Beweise zu bedrüfen, dass keine Religion das bleiben kann, was sie zu Lebzeiten ihres Gründers und ihrer ersten Apostel war. Und doch ist es nur zu leicht vergessen, dass ohne stete Reform, d. h. ohne stetes Zurückgehen auf ihren Urquell, jede Religion, selbst die vollkommenste, ja, die vollkommenste eben wegen ihrer Vollkommenheit, mehr noch als andere von der Berührung mit der Welt leidet, so wie die reinste Luft leidet, wenn sie nur geathmet wird.«
Friedrich Max Müller: Essays (1867/1869). Bd. 1: Betirgäge zur vergleichenden Religionswissenschaft. Vorrede. Leipzig: Wilhelm Engelmann, 1869, S. VIII-IX.
»Es gibt keine magische Kirche … Der Magier hat eine Kundschaft und keine Kirche ….«
Émil Durkheim: Die elementaren Formen des religiösen Lebens (1912). Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1981. S. 72f.
»Man spricht sehr glatt von Buddhismus, Brahmanismus etc., als ob Jeder wüsste, was man darunter zu verstehen hat, während doch in der That diese Worte die ungeheuerste Verallgemeinerung anstreben für die innersten Überzeugungen von Millionen von Individuen, welche seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden, im Norden und Süden der Erde gelebt, gedacht und gehofft haben.«
Friedrich Max Müller: Essays (1867/1869). Bd. 1: Beiträge zur vergleichenden Religionswissenschaft. Vorrede. Leipzig: Wilhelm Engelmann, 1869, S. VIII-IX.
»Geistige Wesen, glaubt man, beeinflussen und lenken die Ereignisse der materiellen Welt und zwar sowohl dieses wie das künftige Leben des Menschen; und da man annimmt, dass sie mit Menschen verkehren und von menschlichen Handlungen angenehm oder unangenehm berührt werden, so führt der Glaube an ihre Existenz ganz naturgemäß, man könnte fast sagen unvermeidlich früher oder später zur activen Verehrung und Versöhnung.«
Edward Burnett Tylor: Die Anfänge der Cultur: Untersuchungen über die Entwicklung der Mythologie, Philosophie, Religion, Kunst und Sitte (1871). Bd. 1. Leipzig: C. F. Winter 1873. Reprint, Hildesheim: Georg Olms, 2005. S. 419.
»Religion ist, was immer sie noch sein mag, die Gesamtreaktion eines Menschen auf das Leben.«
William James: Die Vielfalt der religiösen Erfahrung (1902). Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1997. Vorlesung II. S. 60ff.
»Man kann entsprechend der Scheidung von ›Kultus‹ und ›Zauberei‹ als ›Priester‹ diejenigen berufsmäßigen Funktionäre bezeichnen, welche durch Mittel der Verehrung die ›Götter‹ beeinflussen, im Gegensatz zu den Zauberern, welche ›Dämonen‹ durch magische Mittel zwingen.«
Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft; in: Grundriss der Sozialökonomik, III. Abt., 1. Halbband Tl. 2: Typen der Vergemeinscahftund und VERGESELLSCHAFTUNG, Kap. IV: Religionssziologie (Typen religiöser Vergemeinschaftung). Tüngen: Mohr Siebeck, 1947. S. 240f.
»So … grauenvoll-furchtbar das Dämonisch-Göttliche dem Gemüte erscheinen kann, so locken-reizvoll wird es ihm.«
Rudolf Otto, Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen, München, Beck Verlag 2004, S. 42.
»Die Kritik hat die imaginairen Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche.«
Karl Marx: Einleitung zur Kritik der Hegel’schen Rechtsphilosophie (1844). In: K. M.: Philosophische und ökonomische Schriften. Hrsg. von Johannes Rohbeck und Peggy H. Breitenstein. Stuttgart: Reclam, 2008. S. 9f.
»Teufel, Kobolde, Hexen, Gespenster, Engel waren heilige Wahrheiten, solange das religiöse Gemüt ungebrochen, ungeteilt die Menschheit beherrschte.«
Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums (1841). Stuttgart: Reclam, 1994. S. 66.
»Alles Spielen ist ein Gespieltwerden. Der Reiz des Spieles, die Faszination, die es ausübt, besteht eben darin, dass das Spiel über den Spielenden Herr wird.«
Gadamer, Wahrheit und Methode, S. 112
Mohr Siebeck Verlag 2010, ISBN-10: 3161502116
»Denn ein Selbst ist das, was in der Welt am wenigsten gefragt ist, und das ist etwas, was am allergefährlichsten ist, sich anmerken zu lassen, daß man eines hat. Die größte Gefahr, sich selbst zu verlieren, kann in der Welt so still vonstatten gehen, als wäre es nichts.«
Sören Kierkegaard, Die Krankheit zum Tode [1849],
ISBN-10: 3423133848, dtv, 2005, S. 54.
»Es gibt und gab freilich Philosophen, die meinten, die Götter kümmerten sich überhaupt nicht um die menschlichen Geschicke. Falls deren Ansicht zutrifft, wie können dann noch Frömmigkeit, Ehrfurcht und Religiosität bestehen? Denn all das kann man der Macht der Götter ja nur dann lauter und rein entgegegenbringen, wenn sie es auch zur Kenntnis nehmen und wenn die Menschen den unsterblichen Göttern etwas zu verdanken haben.«
Cicero, De natura deorum / Über das Wesen der Götter
Lat./Dt. Übersetzt und hrsg. von U. Blank-Sangmeister.
Stuttgart: Reclam, 2003, S. 8
»Und was Du aber verehrst, ist von allentscheidender Bedeutung«
Lactantius: Divinae Institutionis / Göttliche Unterweisungen (IV. 28,11).
Aus dem Lateinischen übersetzt von Jens Schlieter, Entnommen aus:
Schlieter, JEns (Hrsg.), Was ist Religion?, Ditzingen, Reclam, 2018.
»Denn jede Herrschaft von Menschen über Menschen wird durch den Tod, sei es der Herren, sei es der Knechte, beendet. Die Knechtschaft aber unter der Hoffart der bösen Engel ist im Hinblick auf die Zeit nach dem Tode viel mehr zu fürchten.«
Aurelius Augustinus von Hippo, Über die wahre Religion
Augustinus: De vera religione / Über die wahre Religion.
Lat./Dt. Übersetzung und Anmerkung von Wiilhelm Thimme.
Nachwort von Kurt Flasch. Stuttgar: Reclam, 1983, n. 305
»Jeder Engel aber, der seine eigenen Ausschreitungen liebt und der Wahrheit nicht Untertan sein will, der nur nach eigenem Gut verlangt und darum vom gemeinsamen Gut und der wahren Seligkeit ausgeschlossen ist, dessen Gewalt alle Bösen zur Unterdrückung und Peinigung, Gute aber höchstens zur Prüfung ausgeliefert werden, der darf unfraglich nicht verehrt werden. Denn seine Freude ist unser Elend und sein Schaden unsere Bekehrung.«
Aurelius Augustinus von Hippo, Über die wahre Religion
Augustinus: De vera religione / Über die wahre Religion.
Lat./Dt. Übersetzung und Anmerkung von Wiilhelm Thimme.
Nachwort von Kurt Flasch. Stuttgar: Reclam, 1983 (n. 309).
»Du weißt doch, dass alle Leute, die bigott sind, zwar die Gottlosigkeit weit mehr fürchten als die Absurdität, sich aber gewöhnlich in beider Hinsicht gleichermaßen schuldig machen.«
David Hume, Dialoge über die natürliche Religion.
Übersetzt und hrsg. von Norbert Hoerster.
Stuttgart: Reclam 1994. S. 130f.
O Lust für den, der im Bergwald in rasendem
Laufe stürzt hin auf den Grund …
EURIPIDES • DIE BACKCHEN
[RECLAM 2005, S. 9, VERS 135F.]
»Undenkbar wäre ein Fest, an dem nichts Gemeinsames geschähe und an dem jeder still vor sich hin sein mitgebrachtes Essen herunterschlänge. Auch wenn es grausam zugeht, Blut fließt und Menschen geopfert werden: Ein Fest feiert man gemeinsam.«
Brenner/Zirfas ›Feste Feiern‹
Reclam 2002 • Lexikon der Lebenskunst, S. 108
»Es stand geschrieben, daß ich dem Ungeheuer meiner Wahl treu bleiben sollte. Ich brannte darauf, mich, ganz für mich allein, mit diesem Schatten auseinanderzusetzen.«
Joseqh Conrad • Das Herz der Finsternis
»Leidenschaft! Trunkenheit! Wahnsinn! Ihr steht so gelassen, so ohne Teilnehmung da, ihr sittlichen Menschen! Scheltet den Trinker, verabscheut den Unsinnigen, geht vorbei wie der Priester und dankt Gott wie der Pharisäer, dass er euch nicht gemacht hat wie einen von diesen. Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn, und beides reut mich nicht: Denn ich habe in einem Maße begreifen lernen, wie man alle außerordentlichen Menschen, die etwas Großes, etwas unmöglich Scheinendes wirkten, von jeher für Trunkene und Wahnsinnige ausschreiten musste.«
Goethe • Die Leiden des Jungen Werther
»Ihm zufolge war dies alles, war das Böse, war der Böse selbst ein notwendiger Ausfluß und ein unvermeidliches Zubehör der heiligen Existenz Gottes selbst; wie denn auch das Laster nicht aus sich selbst bestand, sondern seine Lust aus der Besudelung der Tugend zog, ohne welches es wurzellos gewesen wäre; anders gesagt: es bestand in dem Genuß der Freiheit, d. h. der Möglichkeit, zu sündigen, die dem Schöpfungsakt selbst inhärent war.«
Thomas Mann – Doktor Faustus [1947]
ISBN-10: 3596294282, Fischer-Verlag 1990, S.137
»Es ist etwas Eignes, daß Wahnsinnige oft, als ständen sie in näherer Beziehung mit dem Geiste, und gleichsam in ihrem eignen Innern leichter, wiewohl bewußtlos angeregt vom fremden geistigen Prinzip, oft das in uns Verborgene durchschauen und in seltsamen Anklängen aussprechen, so daß uns oft die grauenvolle Stimme eines zweiten Ichs mit unheimlichem Schauer befängt.«
E.T.A. Hoffmann – Die Elixiere des Teufels [1815]
» … denn das ist der Verzweiflung am liebsten, ihre meist gesuchte Wohnstätte: tief drinnen im Glück.«
Sören Kierkegaard • Die Krankheit zum Tode [1849]
(DTV Verlag 2005, ISBN-10: 3423133848, S. 46)
– Aber seltsam!
Oft, uns in eignes Elend zu verlocken,
Erzählen Wahrheit uns des Dunkels Schergen,
Verlocken erst durch schuldlos Spielwerk, um
Vernichtend uns im Letzten zu betrügen.
SHAKESPEARE – MACBETH [10]