»Wo jedoch die Interessen der Religion selbst auf dem Spiele stehen, kann keine Moral Kraft genug entfalten, um den schwärmerischen Eiferer in Schach zu halten. Die Heiligkeit der Sache rechtfertigt jedes Mittel, das sich zu ihrer Förderung einsetzen lässt. Bereits die ständige Rücksichtnahme auf ein derart wichtiges Interesse wie das des ewigen Seelenheiles ist geeignet, die wohlwollenden Gefühlsregungen zu ersticken und einen engherzigen, beschränkten Egoismus zu erzeugen. Wo eine solche Einstellung gefördert wird, gelingt es ihr ohne Schwierigkeit, sich all den allgemeinen Geboten der Liebe und der Wohltätigkeit zu entziehen.«
David Hume, Dialoge über die natürliche Religion. Übersetzt und hrsg. von Norbert Hoerster. Stuttgart: Reclam 1994. S. 134f.