»Mehr noch als ›Freiheit‹ ist ›Würde‹ ein Wunschbegriff, der […] die gelungene Selbstdarstellung bezeichnet. Die Würde des Menschen ist keineswegs eine Naturausstattung wie vermutlich gewisse Grundlagen der Intelligenz. Sie ist auch nicht einfach ein ›Wert‹, den der Mensch wegen einer bestimmten Naturausstattung ›hat‹ oder ›in sich trägt‹. Würde muß konstituiert werden. Sie ist das Ergebnis schwieriger, auf generelle Systeminteressen der Persönlichkeit bezogener, teils bewußter, teil unbewußter Darstellungsleistungen […]. Sie ist eines der empfindlichsten menschlichen Güter […]. Eine einzige Entgleisung, eine einzige Indiskretion kann sie radikal zerstören. Sie ist also alles andere als ›unantastbar‹. Gerade wegen ihrer Exponiertheit ist sie einer der wichtigsten Schutzgegenstände unserer Verfassung.«
Quelle
Niklas Luhmann: Grundrechte als Institution. Ein Beitrag zur politischen Soziologie. Berlin: Duncker und Humblot 1999, zwischen S. 60 und S. 80 – © 1999 Ducker & Humblot GmbH, Berlin.